Heine Kjærgaard Klausen

Come Crawl all over Me

01.07.2023 - 30.07.2023

Come Crawl all over Me ist die erste Ausstellung, mit der die neu gegründete Kunsthal Thy eröffnet. Der Satz stammt von einer Spiderman Figur, die von einem der ausgestellten Bettlaken auf die BetrachterIn zuzukrabbeln scheint. Er erinnert an einen jener eingängigen Popsongs, die komplizierte Emotionen in einfache Worte fassen und so jenen helfen, die ihre Gefühle selbst (noch) nicht ausdrücken können. In der Ausstellung zieren derartige Sätze noch weitere Kinderbettdecken mit den Motiven musikalischer und sportlicher Idole. Die Idole bedecken träumende Heranwachsende und geben ihnen Anschauungsmaterial für die möglichen Wege, die vor ihnen liegen: Fußballprofi, Musicalstar, Schauspieler oder Sänger. „Möchtest du nicht so werden wie ich?“ scheinen sie zu fragen. Doch Heine Kjærgaard Klausen lenkt mit seinen provokativen Umformulierungen und Zuspitzungen von scheinbar harmlosen Bild- und Textmaterial aus der Popkultur die Aufmerksamkeit auf die aggressiven, angriffslustigen Posen, die phallischen Accessoires und clownesken Knabenlächeln, die sie tatsächlich zeigen. „Willst du (wirklich) mit mir ins Bett gehen?“ scheint Heine Kjærgaard Klausen zu fragen und regt so mit humorvoller, homoerotischer Hintersinnigkeit dazu an darüber nachzudenken mit wem man sich wirklich identifizieren will. 

Die Skulpturen, die Heine Kjærgaard Klausen in der Kunsthal Thy präsentiert, sprechen eine andere Sprache. Es handelt sich um Abgüsse oder Originale von Flohmarktfunden. Die Schaufensterpuppen oder Dekobüsten zeigen immer dasselbe Motiv: den wohlgeformten männlichen Torso. Heine Kjærgaard Klausen ordnet die Körper im Kreis zu einem Reigen an, halbiert sie und verschmilzt sie miteinander. Es ist der männliche Körper als Anschauungsobjekt, der ohne Beine nicht weglaufen kann, sich ohne Arme nicht wehren kann und ohne den Kopf nicht nach seiner Meinung gefragt werden kann. Im Gegensatz zu den Bettlaken wird hier jedoch keine Kritik an der Verherrlichung eines allzu perfekten Männerkörpers geübt, denn genau dieser Körper wird zelebriert.

Heine Kjærgaard Klausen (DK / 1978) studierte an der Königlich Dänischen Kunstakademie. Er hat unter anderem in der Viborg Kunsthal (DK) und im Møsting’s Hus (DK) ausgestellt. Darüber hinaus hat Klausen immer wieder Performances und Inszenierungen gezeigt, zum Beispiel in Den Frie und Overgaden (beide in Kopenhagen), auf der Insel Ærø und in New York. Im Jahr 2015 erhielt Heine Kjærgaard Klausen ein dreijähriges Arbeitsstipendium von der Danish Arts Agency, und 2019 kuratierte Klausen das Festival “Mellemting mellem ting”, ein dreitägiges Performance-Festival in der Den Frie Kunsthal in Kopenhagen, das von der Danish Arts Foundation ausgezeichnet wurde.

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